Glaubenssätze erkennen – Der erste Schritt zu einem neuen Kurs

Lesedauer 8 Minuten

Stell dir vor, du steuerst dein Schiff durch die Wellen des Lebens – berufliche Herausforderungen, private Krisen oder Momente, in denen das Leben dir einfach keinen klaren Kurs aufzeigt. Manchmal scheinen dir bestimmte Muster und Gewohnheiten den Weg zu blockieren. Obwohl du das Ziel schon vor Augen hast, drehst du dich im Kreis oder fährst in eine Richtung, die du gar nicht einschlagen wolltest. Häufig steuern nicht die äußeren Umstände deinen Kurs, sondern tief verankerte Glaubenssätze – unsichtbare Strömungen, die deine Richtung bestimmen.

In diesem Artikel werden wir uns mit der Frage beschäftigen, was Glaubenssätze eigentlich sind, woher sie kommen und wie du sie erkennen und auflösen kannst, um dein Leben wieder selbstbewusst zu steuern. Glaubenssätze sind wie alte Seemannskarten: Sie haben dir in der Vergangenheit geholfen, den Kurs zu halten, doch heute sind sie vielleicht veraltet und führen dich in die falsche Richtung. Es ist Zeit, den Kompass neu zu kalibrieren.

Was sind Glaubenssätze? Dein innerer Kompass

Glaubenssätze sind tief verankerte Überzeugungen über dich selbst und die Welt um dich herum. Sie sind eine Art mentaler Kompass, der dein Verhalten, deine Entscheidungen und dein Denken steuert – oft ohne, dass du es merkst. Manche Glaubenssätze unterstützen dich, indem sie dir Sicherheit geben oder dich vor Risiken schützen. Andere hingegen blockieren dich, hindern dich daran, Risiken einzugehen, oder halten dich in alten Mustern gefangen.

Glaubenssätze entwickeln sich meist in der Kindheit oder in besonders prägenden Momenten des Lebens. Sie sind das Ergebnis von Erfahrungen, die du in deiner Familie, in der Schule oder im sozialen Umfeld gemacht hast. Ein Satz wie „Du darfst keine Fehler machen“ könnte zum Beispiel aus einem Elternhaus stammen, in dem Leistung und Perfektion besonders hoch bewertet wurden. Glaubenssätze wie „Ich muss stark sein“ oder „Ich darf meine Schwächen nicht zeigen“ könnten aus Situationen stammen, in denen du gelernt hast, dass Verletzlichkeit zu Enttäuschung oder Ablehnung führt.

Beispiel: „Ich darf keine Schwäche zeigen“

Nehmen wir an, du hast in deiner Kindheit oft erlebt, dass emotionale Schwäche als Zeichen von Unfähigkeit oder Wertlosigkeit angesehen wurde. Du hast vielleicht früh gelernt, dass du deine Gefühle verbergen musst, um nicht verletzt zu werden oder als stark wahrgenommen zu werden. Dieser Glaubenssatz kann heute dazu führen, dass du dich in Krisenzeiten zurückziehst und keine Unterstützung suchst, obwohl dir Hilfe viel Erleichterung bringen könnte.

Die evolutionäre Perspektive: Glaubenssätze als Überlebensmechanismen

Um zu verstehen, warum Glaubenssätze so mächtig sind, hilft ein Blick in die Evolution. Unsere Vorfahren lebten in einer Welt, in der das Überleben von sozialen Bindungen und der Anpassung an die Gruppe abhing. In der steinzeitlichen Gemeinschaft war es überlebenswichtig, Teil einer sozialen Gruppe zu bleiben. Wenn du von der Gruppe ausgeschlossen wurdest, bedeutete das oft den Tod, da du allein den Gefahren der Natur ausgeliefert warst.

Glaubenssätze wie „Ich muss mich anpassen, um akzeptiert zu werden“ oder „Ich darf keine Fehler machen, um nicht abgelehnt zu werden“ haben ihren Ursprung in diesen frühen Überlebensstrategien. Dein Gehirn ist darauf programmiert, soziale Ablehnung als potenzielle Gefahr zu erkennen und zu vermeiden. Auch heute noch spüren wir den Druck, uns anzupassen, Fehler zu vermeiden und Teil der Gruppe zu sein – selbst wenn diese Glaubenssätze in unserer modernen Gesellschaft nicht mehr überlebensnotwendig sind.

Wie Glaubenssätze dich unbemerkt steuern

Glaubenssätze sind wie unsichtbare Strömungen, die dein Lebensschiff steuern. Sie sind oft so tief verwurzelt, dass du sie nicht bewusst wahrnimmst, aber ihre Auswirkungen spürst. Sie bestimmen, wie du auf Herausforderungen reagierst, welche Entscheidungen du triffst und welche Chancen du ergreifst oder vermeidest.

Hier einige Beispiele für Glaubenssätze, die Menschen in beruflichen und privaten Übergangsphasen oft unbemerkt steuern:

  • „Ich muss immer stark sein.“ Dieser Glaubenssatz kann dich davon abhalten, Hilfe zu suchen oder deine wahren Gefühle zu zeigen, selbst wenn du sie dringend teilen möchtest.
  • „Ich darf keine Fehler machen.“ Dies kann dazu führen, dass du Entscheidungen vermeidest oder Angst vor neuen Herausforderungen hast, aus Angst, nicht perfekt zu sein.
  • „Ich bin nur wertvoll, wenn ich hart arbeite.“ Ein solcher Glaubenssatz könnte in Überarbeitung und Burnout münden, weil du dich nur dann wertvoll fühlst, wenn du permanent produktiv bist.

Warum es wichtig ist, Glaubenssätze zu erkennen

Glaubenssätze sind nicht grundsätzlich negativ. Viele von ihnen haben uns in der Vergangenheit geholfen, uns sicher durch schwierige Situationen zu navigieren. Doch heute können diese alten Überzeugungen uns im Weg stehen, weil sie verhindern, dass wir unser volles Potenzial entfalten. Glaubenssätze, die einmal wie ein stabiler Anker gewirkt haben, können heute zu Ballast werden, der uns festhält.

Ein negativer Glaubenssatz wie „Ich darf keine Hilfe annehmen“ könnte dich heute davon abhalten, Unterstützung von Kollegen oder Freunden zu akzeptieren – selbst wenn sie dir in einer beruflichen oder persönlichen Krise sehr hilfreich sein könnten. Dies kann zu Überforderung, Isolation und sogar emotionaler Erschöpfung führen.

Wie du deine Glaubenssätze erkennst: Der erste Schritt zur Kurskorrektur

Bevor du deine alten Glaubenssätze auflösen kannst, musst du sie zunächst erkennen. Das ist vergleichbar mit der Navigation auf See: Bevor du gegen eine unsichtbare Strömung ansteuern kannst, musst du wissen, dass sie da ist. Der erste Schritt, um dein Leben neu auszurichten, ist also, dir bewusst zu machen, welche Überzeugungen dich zurückhalten.

Übung: Glaubenssätze erkennen

Um deine Glaubenssätze zu identifizieren, kannst du mit einer einfachen Übung beginnen. Nimm dir ein Notizbuch – dein persönliches Logbuch – und schreibe Antworten auf die folgenden Fragen auf. Lass die Gedanken einfach fließen, ohne lange darüber nachzudenken:

  1. „Erfolg bedeutet für mich…“
  2. „Meine Bedürfnisse sind…“
  3. „Fehler machen bedeutet…“
  4. „Ich darf niemals…“
  5. „Andere erwarten von mir…“
  6. „Ich habe Angst vor…“
  7. „Um geliebt zu werden muss ich…“

Diese Sätze geben dir Einblick in deine tiefsten Überzeugungen. Du wirst feststellen, dass hinter vielen deiner spontanen Antworten alte Glaubenssätze stecken, die vielleicht in der Vergangenheit Sinn gemacht haben, aber heute nicht mehr hilfreich sind.

Beispiel:

Wenn du auf die Frage „Erfolg bedeutet für mich…“ mit „harte Arbeit ohne Pausen“ antwortest, könnte dahinter der Glaubenssatz stecken, dass du nur dann wertvoll bist, wenn du unermüdlich arbeitest. Dieser Glaubenssatz könnte dich daran hindern, dir Pausen zu gönnen oder Selbstfürsorge ernst zu nehmen – selbst wenn du erschöpft bist.

Die Verbindung zwischen Glaubenssätzen und Handlungsfähigkeit

Glaubenssätze beeinflussen nicht nur deine Gedanken, sondern auch deine Fähigkeit, in schwierigen Situationen zu handeln. Stell dir vor, du steckst in einem Job fest, der dich nicht erfüllt, oder du fühlst dich in deiner aktuellen Lebensphase festgefahren. Ein Glaubenssatz wie „Veränderung ist gefährlich“ könnte dich davon abhalten, den nötigen Schritt zu tun, um beruflich oder privat eine Veränderung herbeizuführen.

In Übergangssituationen, wie einem Jobwechsel, einer Trennung oder einer persönlichen Krise, wirken Glaubenssätze oft besonders stark, weil sie uns in alten Mustern festhalten. Doch je mehr du deine Glaubenssätze hinterfragst und umformst, desto mehr kannst du deine Handlungsfähigkeit wiedergewinnen.

Glaubenssätze hinterfragen: Der Schlüssel zur Kurskorrektur

Sobald du deine Glaubenssätze erkannt hast, kannst du beginnen, sie zu hinterfragen. Dieser Schritt ist entscheidend, um den Kurs deines Lebens neu auszurichten. Es geht darum, die alten, festgefahrenen Überzeugungen zu lösen und neue, hilfreiche Glaubenssätze zu entwickeln, die dir auf deiner Reise nützlich sind.

Übung: Glaubenssätze hinterfragen und umwandeln

  1. Schritt 1: Schreibe einen einschränkenden Glaubenssatz auf. Beispiel: „Ich darf keine Fehler machen.“
  2. Schritt 2: Frage dich, woher dieser Glaubenssatz kommt. Erinnere dich an Situationen in deiner Kindheit oder in prägenden Momenten deines Lebens, in denen du gelernt hast, dass Fehler schlecht sind. Vielleicht wurde dir vermittelt, dass nur Perfektion akzeptabel ist.
  3. Schritt 3: Hinterfrage, ob dieser Glaubenssatz heute noch gültig ist. Frage dich: „Ist es wirklich wahr, dass ich keine Fehler machen darf? Was passiert, wenn ich Fehler mache?“
  4. Schritt 4: Formuliere einen neuen, nützlicheren Glaubenssatz. Beispiel: „Fehler sind ein Teil des Lernprozesses und bringen mich weiter.“

Diese Übung hilft dir, deine alten Überzeugungen zu überdenken und neue, unterstützende Glaubenssätze zu entwickeln. Es ist, als würdest du die alten Seemannskarten gegen neue, präzise Karten eintauschen, die dir eine neue Sicherheit auf deinem weiteren Kurs geben.

Neue Horizonte entdecken: Kleine Schritte zur Veränderung

Veränderung geschieht nicht über Nacht. Sie ist das Ergebnis kleiner, aber konsequenter Schritte, die du Tag für Tag gehst. Wenn du deine Glaubenssätze erst einmal erkannt und umgeformt hast, geht es darum, diese neuen Überzeugungen in deinem Alltag zu verankern.

Übung: Verankere neue Glaubenssätze im Alltag

  1. Vom Denken ins Handeln: Überlege dir, wie du deinen neuen Glaubenssatz konkret in die Tat umsetzen kannst. Setze dir kleine, realistische Ziele, die dir zeigen, dass du deinen neuen Weg bewusst gehst. Es kann helfen einen konkreten Zeitpunkt für die Umsetzung zu bestimmen (z.B.: Beim Meeting am kommenden Dienstag)
  2. Erfolge bewusst wahrnehmen: Achte darauf, wann du deinen neuen Glaubenssatz erfolgreich in die Tat umgesetzt hast. Diese Handlungen sind der Beweis, dass du alte Muster durchbrichst und neue Wege gehst.
  3. Reflektiere regelmäßig: Nimm dir regelmäßig Zeit, um zu reflektieren: Welche deiner Handlungen haben dir geholfen, deinen neuen Glaubenssatz aktiv zu leben? Halte diese Fortschritte in deinem Logbuch fest, um deinen Wandel sichtbar zu machen und dich zu motivieren.

Bereit, deine Glaubenssätze zu hinterfragen und deinen Kurs neu zu setzen?

Schlussgedanken: Setze deinen Kurs neu und segle in Richtung Klarheit und Zufriedenheit

Dein Leben ist wie ein Schiff, das du steuerst. Die alten Glaubenssätze, die dir einst Sicherheit gegeben haben, sind heute vielleicht zu Ballast geworden. Doch du hast die Möglichkeit, das Ruder deines Lebensschiffes neu auszurichten. Mit jedem Glaubenssatz, den du erkennst und umwandelst, bringst du dich auf Kurs in Richtung mehr Klarheit, Handlungsfähigkeit und Zufriedenheit.

Denke daran: Veränderung beginnt mit einem einzigen Schritt. Sobald du beginnst, deine tiefsten Überzeugungen zu hinterfragen und durch neue, positive Glaubenssätze zu ersetzen, kannst du den Kurs deines Lebens bewusst bestimmen und durch die Wellen des Alltags navigieren.

Dein Kurswechsel-Coaching: Beginne deine Reise


Gern stehe ich dir als Lotse zur Seite, um gemeinsam deinen Kurs neu zu bestimmen und sicher durch stürmische Gewässer zu navigieren. Gemeinsam entdecken wir, wie du mit kleinen, gezielten Manövern wieder auf die richtige Route zusteuerst – ob beruflich oder privat.

Buche deine flexible Einzelsitzung und lerne, wie du alte Glaubenssätze auflöst, deinen Kurs neu setzt und mit kleinen, gezielten Schritten sicher durch die Wellen beruflicher und persönlicher Übergänge navigierst.


Yvonne Fothe Psychologische Beratung